TLPE - Thüringer Landesverband Psychiatrie‑Erfahrener e.V.

Der Verband für seelische Gesundheit

Tel.: 0361 2658433Mail: buero@tlpe.deSprechzeiten: Di. + Do. von 8:00 - 12:00 Uhr und nach Absprache

  • Erschienen: Juli 2019
  • Auflage: 2500
  • Seitenzahl: 72
  • Verfügbarkeit: Verfügbar
Frontcover ThuLPE Ausgabe 26

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

Trauma entsteht durch eine Verletzung oder eine seelische Erschütterung.
Dieses kann durch Verlust eines geliebten Menschen sein. Aber auch durch körperliche Gewalt oder Mobbing.

Kann man traumatische Erlebnisse verarbeiten ?
Ich persönlich beantworte diese Frage mit JA.

Für mich persönlich war es sehr wichtig, über das Geschehene zu sprechen. Aber bis ich darüber sprechen konnte, hat es sehr lange gedauert.
Ich habe mich zuerst zurückgezogen. Ganz langsam habe ich mich dann Personen anvertraut.

Dieser Schritt war sehr schwer für mich. Es kam immer wieder die Frage in mir auf, ob ich dieser Person wirklich vertrauen kann.
Ich musste mich erst langsam heran tasten. Zu groß war der seelische Schmerz in mir.

Psychiater wollen diese Dinge gleich mit Antidepressiva behandeln. Dazu sage ich ganz klar, NEIN ! Denn ich wurde durch diese Medikamente krank. Und dieses löste bei mir ein Trauma aus.

Inzwischen weiß ich für mich, dass ich dieses Trauma nur überwinden kann, wenn ich darüber reden darf. Ich habe es mir von der Seele geredet, ohne Pillen. Ich weiß heute für mich, dass ich dieses Trauma nie vergessen werde, und es von Zeit zu Zeit wieder an die Oberfläche kommt. Verdrängen ist der falsche Weg, sagt mir eine innere Stimme.

Aufarbeiten ist hier wieder angesagt. Ich lebe inzwischen damit seit 15 Jahren und sage zu mir selbst, es ist vorbei, es ist die Vergangenheit. Es klingt einfach, aber das ist es nicht. Aber für mich der beste Weg, damit fertig zu werden.

Traumatische Erlebnisse kann man nicht mit Psychopharmaka heilen, sondern man muss sich der Situation stellen. Hinein in die Höhle des
Löwen und diesem ungebetenen Gast sagen, dass ich ihn nicht gerufen habe, und er mich verlassen soll. Danach ignoriere ich ihn und schaue nach vorne und versuche, mich mit schönen Dingen abzulenken. Auch das gelingt nicht immer, und die Tränen fließen. Inzwischen ist es mir egal, ob da Freunde oder Bekannte dabei sind, wenn ich weine.
Ich verdränge nichts mehr. Eine Psychologin sagte mir mal, dass ich nie wieder solche Ereignisse verdrängen soll, da sie mich irgendwann wieder einholen werden. Sich mit der Situation auseinandersetzen und aufarbeiten ist die beste Medizin.
Sicherlich geht jeder mit seinen traumatischen Erlebnissen anders um.
Wichtig ist, das wir nicht am Trauma festhalten, sondern versuchen, loszulassen und uns immer wieder sagen: „Es ist vorbei“.

Ich bin schon gespannt, wie andere Betroffene mit ihrem Trauma umgehen.
Ich danke der Redaktion der ThuLPE-Zeitung, dass wir uns hier über dieses Thema austauschen dürfen. Auch das kann eine Form von Aufarbeitung sein. Sich austauschen und von anderen Betroffenen erfahren, wie sie mit ihrem Trauma umgehen.
Vielleicht findet jeder Betroffene in einer dieser Erfahrungen, die wir hier lesen dürfen, seinen Weg, um sein Trauma zu besiegen. Und wenn es nur ein Satz oder ein Wort ist, was uns berührt, was uns sagt – das ist es, nachdem ich gesucht habe.
Dann haben wir viel bewegt und das ohne Psychopharmaka und ohne Nebenwirkungen.

Wir entscheiden selbst, ob wir im Fahrstuhl stecken bleiben oder weiterfahren wollen. Die Entscheidung finden wir nur in uns selbst. Gehen wir es an, immer wieder auf‘s Neue, bis das Trauma keine Lust mehr hat, bei uns zu verweilen. Es ist ein schwerer Weg, aber nicht unmöglich.

Sabine Volkmar
im Namen der Redaktion

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