Vorwort
Digitalisierung – Segen oder Fluch?!
Das sogenannte digitale Zeitalter ist in vollem Gange.
Die Verarbeitung und Verbreitung von Informationen ist rasanter geworden. Ereignisse und diesbezügliche Nachrichten überschlagen sich.
Die neuen Medien wie Internet, Handy, digitales Fernsehen oder Radio eröffnen ganz neue Wege der Informationsbeschaffung, des Lernens oder auch der Meinungsbildung.
Unbestritten ist es bequem, fix im Handy nachzusehen, wann die nächste Straßenbahn fährt, ob mein Arzt gerade Sprechstunde hat oder ob auf meinem Weg eine Baustelle oder Umleitung zu erwarten ist. Auch mal zwischendurch ein Smiley an einen lieben Menschen schicken, ist fix erledigt und erleichtert das Gewissen. Aber ist es zugleich nicht auch unpersönlich?
Was macht der digitale Austausch mit den menschlichen Beziehungen untereinander?
Die Kommunikation bleibt auf der Strecke. Der Blick aufs Smartphone verrät nicht, wie es dem Gegenüber geht. Was im persönlichen Gespräch durch Mimik, Gestik, Gesichtsausdruck und Klang der Stimme über den Gemütszustand verrät, bleibt beim zwinkernden Smiley unerkannt.
Die Sprache mit ihren vielen Facetten und Ausdrucksmöglichkeiten verkümmert. Junge Leute agieren bei Kurznachrichten oft mit lol, goofy, slay, igers, Rizz, Digga usw.
Was das bedeutet ? Musste googeln ;-))
Viele Leute lassen sich einfach berieseln von vorgefertigten Meinungen und ersparen sich, kritisch zu hinterfragen. Gerade junge Menschen lassen sich leicht von Social Media beeinflussen und kopieren Haltungen und Urteile ihrer Vorbilder z.B. bei TikTok oder Instagram ungefiltert. Auf der Jagd nach möglichst vielen Followern legen sogenannte Blogger Wert auf Spektakuläres. Der Wahrheitsgehalt ist fraglich. Solche Art von Gehirnwäsche kann sehr gefährlich werden, wenn Hassbotschaften oder feindliche Ideologien die Runde machen.
Wo bringt die Digitalisierung bzw. das Kommunizieren über Handy, Internet usw. Vorteile?
Während der Corona-Zeit mit den verschiedenen Kontaktbeschränkungen war es oft die einzige Möglichkeit in Verbindung zu treten. Videokonferenzen in Betrieben oder Schulen halfen die räumliche Isolierung zu überwinden und in Kontakt zu bleiben. Dank Videotelefonie konnte ich die Entwicklung unserer jüngsten Enkeltochter im Babyalter miterleben. Diese unwiederbringliche Zeit auf diese Weise zu teilen, hat mich ein wenig über den räumlichen Abstand hinweg getröstet.
Andererseits sind auch viele ältere Menschen, die Betreuung und tägliche Pflege und Fürsorge brauchten, zunehmend vereinsamt, weil die Tagespflegebetreuung aus Gründen möglicher Ansteckungsgefahr gänzlich wegfiel. Besuche in Pflegeheimen oder Krankenhäusern waren untersagt … Menschen bleiben auf der Strecke, die sich nicht mit der neuen Technik auskennen oder wegen körperlicher Gebrechen oder psychischer Erkrankungen nicht in der Lage sind, sich Rat, Hilfe und Gesellschaft zu suchen.
Im täglichen Leben heißt es oft :
nähere Informationen finden Sie unter xyz.de im Internet oder
verfolgen Sie die Sendung im livestream,
scannen Sie den QR Code von ihrem Fernseher,
geben Sie Ihre Bestellung online ein,
nutzen Sie für eine Terminvergabe bitte unser online-Formular u.v.m.
Wer damit umgehen kann, wird schnell an Informationen gelangen, von zu Hause aus.
Doch wie viele Menschen besitzen oder wollen gar keinen Computer und verzichten lieber auf ein Handy. Sie sind somit abgehängt und das finde ich unsozial, von Chancengleichheit ganz zu schweigen. Ich finde, dass es immer auch analoge Möglichkeiten zur Verständigung geben sollte.
Und ganz allgemein finde ich ein persönliches Treffen und ein direktes Gespräch angenehmer und individueller. Ob nun mit Freunden oder auch dem Arzt des Vertrauens. Wenn das aber bestimmte Umstände nicht zulassen, dann wenigstens telefonieren. Eine vertraute Stimme am anderen Ende zu hören, kann schon unendlich tröstlich sein. Mir hat das während einer psychischen Krise sehr geholfen.
Ein „Kaffeeklatsch“ mit einer lieber Freundin, wobei man sich auch mal in die Arme nehmen kann, ist für mich immer ein Highlight. Man kann sich per Handy dazu verabreden. ;-)) Alles zu seiner Zeit.
Brigitte Letzel im Auftrag der Redaktion